Der Ex-Profi des 1. FC Saarbrücken überwand Krebserkrankung. Heute arbeitet er als Trainer.
Erfstadt. Karsten Hutwelker ist gesund. Und das, obwohl den ehemaligen Fußball-Profi vor über vier Jahren eine schlimme Diagnose traf: Knochenkrebs. Eine nicht schmerzhafte, aber spürbare Erhebung im Mundraum veranlasste den damals 35 Jahre alten Spieler des FC Augsburg, einen Termin bei einem Kieferorthopäden wahrzunehmen, der ihm die negative Nachricht ohne Umschweife mitteilte. Bei der Operation wurden Hutwelker ein Stück des Kieferknochens und sieben Zähne entfernt. Nur wenige Wochen nach dem sechseinhalbstündigen Eingriff, bei dem ein Stück seines Hüftknochens an der betroffenen Stelle zur Rekonstruktion eingesetzt wurde, stand er wieder auf dem Sportplatz – und nahm am Training seiner Mannschaft teil.
Über diese „brutal harte Zeit“ will der heute 39 Jahre alte Familienvater eigentlich nicht mehr reden. Für ihn ist die Krankheit ausgestanden. „Man sagt, wenn fünf Jahre nach der Operation nichts mehr nachkommt, gilt der Krebs als geheilt. Bei mir ist es jetzt vier Jahre und zwei Monate her“, sagt der ehemalige Spieler des 1. FC Saarbrücken (zwischen 1999 und 2002) und meint abschließend: „Ich war mir immer sicher, dass ich diesen Kampf gewinne.“ Unterstützung bekam er bei seinem ganz persönlichen Kampf gegen den Krebs auch aus dem Saarland. „Ich hab‘ zahlreiche E-Mails und Postkarten bekommen. Einige Fanclubs haben mich sogar besucht. Das war ein ganz toller Zuspruch, der einem in einer solchen Phase doch extrem weiterhilft“, erinnert sich Hutwelker an die schwerste Zeit seines Lebens und schöpft aus dieser auch heute noch Kraft: „Zu sehen, dass man seine Spuren bei Leuten hinterlassen hat, ist schon ein großes Zeichen der Anerkennung und macht einen schon sehr stolz.“
Einen weiteren Grund, auf das Geleistete stolz zu sein, liefert ihm der Erfolg bei seiner aktuellen Tätigkeit. Hutwelker trainiert seit diesem Sommer die U19 des Bonner SC. In der A-Jugend-Bundesliga belegt der frisch gebackene Inhaber der Trainer-A-Lizenz mit seiner Mannschaft den neunten Platz – angesichts der Voraussetzungen eine Leistung über dem Soll, wie Hutwelker betont: „Eigentlich hätte ich hier die erste Mannschaft in der Regionalliga trainieren sollen. Der Verein bekam die Lizenz für diese Liga nicht und wir wollten in der NRW-Liga einen Neuanfang starten. Wir hatten auch schon 16 Spieler unter Vertrag und drei Wochen Vorbereitung hinter uns, als wir dann auch keine Lizenz für die Oberliga bekamen und der Verein in die Insolvenz musste.“ Für einen Wechsel zu einem der Clubs, die sich vor Saisonbeginn bei Hutwelker meldeten – nach eigenen Angaben zwei Regionalligisten und ein ambitionierter Oberligist – war es derweil zu spät. Und somit entschied er sich, die U19 des BSC zu übernehmen. Von dort wechselte übrigens FCS-Ersatztorwart Andy Hubert an die Saar. „Wir hätten Andy natürlich gerne behalten, aber als Dieter Ferner anrief, war klar, dass wir dem Jungen keine Steine in den Weg legen werden“, sagt „Huti“ über den Wechsel Huberts.
Nicht nur der kurzzeitige Kontakt zu FCS-Sportdirektor Ferner lässt Hutwelker in Erinnerungen an die Zeit bei den Blau-Schwarzen schwelgen: „Der FCS hat meine Karriere geprägt. Ich schaue immer noch bewegt hin, bin auch noch Mitglied im Verein. Ich hatte leichte Anlaufschwierigkeiten, aber nach dritten, vierten Spiel habe ich nur noch positive Erinnerungen“, erzählt der einstige Saarbrücker Publikumsliebling. „Wie die Leute mich da aufgenommen haben. Dort wurde ich das, was ich seitdem in jeden Verein weitergetragen habe. In Saarbrücken habe ich erstmals hautnah mitbekommen, wie man Publikum begeistern kann. Vor allem mit dem Aufstieg in die 2. Liga.“ Bei einigen FCS-Fanclubs ist Hutwelker Ehrenmitglied oder sogar Ehrenpräsident. „Das sind Sachen, die kann man gar nicht vergessen. Man muss sagen: Auch wenn das Saarland nur ein kleines Bundesland ist – da wird mit dem FCS Fußball gelebt.“
Trotz des Erfolgs und des Spaßes, den er bei der Arbeit mit den Jugendlichen hat, möchte der 39-Jährige alsbald in höhere Gefilde: „Gerade habe mich für das Eignungsgespräch zur Fußball-Lehrer-Ausbildung beworben. Ich bin immer noch ehrgeizig und hungrig und hoffe lieber heute als morgen auf ein entsprechendes Angebot. Die Geduld muss ich jetzt einfach haben.“ Auch ist sich der ehemalige Mittelfeldspieler darüber im Klaren, dass sich mit dem Eintauschen der Rolle auf dem Platz mit der auf der Bank einiges ändern wird.
Noch in diesem Sommer zog es ihn für ein Gastspiel in die Hessenliga zu Rot-Weiß Frankfurt. „Natürlich kommen die Erinnerungen an die Profi-Zeit immer dann hoch, wenn man mal einen Ausschnitt von damals auf Video sieht. Zum Beispiel beim Aufstiegs-Spiel mit dem FCS gegen Eintracht Trier damals, als wir bis zur 82. Minute 0:1 hinten lagen und das Ding noch drehten. Das sind Sachen, die vergisst man nie und sowas wird man als Trainer auch nicht mehr so intensiv erleben“, weiß die Kämpfernatur und sieht wie schon immer in seinem Leben das Positive: „Da zieht man die Intensität aber aus anderen Dingen. Für mich ist es das Schönste – und das durfte ich als Jugendtrainer schon mehrmals erleben – dass Fremde ins Stadion kamen und sagten: ,Hier erkennt man die Handschrift des Trainers‘.“
Zur Person
Karsten Hutwelker wurde am 27. August 1971 in Wuppertal geboren und spielte im Laufe seiner Fußball-Karriere für zehn Vereine über 250 Mal in der ersten und zweiten Bundesliga. In der Zeit zwischen 1999 und 2002 spielte er in der Regionalliga und 2. Bundesliga 83 Mal für den 1. FC Saarbrücken und erzielte dabei 24 Tore. Mit seiner Frau Alexandra und seinen Kindern Vivien, 14, und Lennox, 8, lebt er heute in Erfstadt bei Köln.
Veröffentlicht am 18. November 2010 in der Saarbrücker Zeitung.